Impingementsyndrom

Was ist ein Impingementsyndrom?

Unter einem Impingement/Engpasssyndrom an der Schulter versteht man das „Einklemmen“ des Schleimbeutels und einer Sehne unter dem sogenannten Schulterdach. Das Schulterhauptgelenk ist ein Kugelgelenk, aufgebaut aus einem kugelförmigen Oberarmkopf (Humeruskopf) und einer im Verhältnis deutlich kleineren Gelenkpfanne. Aufgrund dieses Größenungleichgewichts ist das Schultergelenk das Gelenk mit dem größten Bewegungsradius des menschlichen Körpers. Die Führung und Stabilität des Gelenks wird durch eine knorpelige Gelenklippe an der Gelenkpfanne und einer das gesamte Gelenk umgebende Sehnenplatte, der sogenannten Rotatorenmanschette gesichert. Die Rotatorenmanschette und die damit verbundenen Muskeln ermöglichen das Bewegen in allen Ebenen, nach vorne, hinten, oben, unten und in Kombinationsbewegungen. Das Schulterhauptgelenk wird von dem sogenannten Schulterdach, oder auch Acromion, überragt. Damit es bei seitlichen Abspreizbewegungen des Armes und bei Überkopftätigkeiten zu einem sauberen Gleiten der Sehne der Rotatorenmanschette („Supraspinatussehne“) unterhalb dieses Schulterdaches kommen kann, ist dort ein Schleimbeutel zu finden (Bursa subacromialis). Die Form dieses Acromions ist bei vielen Menschen unterschiedlich augeprägt und bedingt eine individuelle Weite unter dem Schulterdach. Dies kann zum sogenannten Impingement oder auch Engpasssyndrom führen.

Wie entsteht ein Impingementsyndrom?

Das Impingementsyndrom entsteht prinzipiell aufgrund einer Enge im Zwischenraum zwischen Schulterhauptgelenk und dem Schulterdach. Ursächlich dafür kann zum einen eine individuelle Konfiguration des Schulterdaches sein. So kommt es bei einigen Menschen zu einer hakenförmigen Ausziehung im vorderen Bereich des Schulterdachs und in der Folge zu einem Einklemmen des darunter liegenden Schleimbeutels und der Supraspinatussehne.

Am Vorderrand des Schulterdachs setzt eine Bandstruktur (Ligamentum acromiohumerale) an, welche im Laufe des Lebens am Ansatz zu Verknöcherungen neigen kann, was ebenfalls zu einer hakenförmigen Ausziehung am Acromion und sekundär zu einem Enpasssyndrom führen kann.

Als dritte mögliche Ursache eines Impingementsyndroms kommt eine muskuläre Dysbalance im Schulterbereich in Betracht. Dabei überwiegt eine, der die Rotatorenmanschette bildenden Muskelgruppen, und „zieht“ den Oberarmkopf in eine ungünstige Position. Kritisch ist dabei vor allem eine Dezentrierung des Oberarmkopfes nach vorne oben, was zu einem Einklemmen des Schleimbeutels und der Supraspinatussehne unter dem Schulterdach führen kann.

Welche Beschwerden macht ein Impingementsyndrom?

Ein Impingementsyndrom äußert sich in der Anfangsphase meist durch bewegungsabhängige Schmerzen bei Abspreizbewegungen nach seitlich außen und/oder nach vorne oben. Das Anheben von Gegenständen oder Gewichten am ausgestreckten Arm ist schmerzhaft. Bei länger anhaltenden Beschwerden kann es auch zu Schmerzen in der Schulter in Ruhe und auch nächtlichen Ruheschmerzen kommen. Klassischerweise zeigt sich ein ziehender Schmerz im seitlich/vorderen Schulterbereich mit teilweiser Ausstrahlung in des seitlichen Oberarmbereich. Bei Ruheschmerzen liegt häufig bereits eine chronische Schleimbeutelreizung und Reizung der Supraspinatussehne vor. Eine frühzeitige Abklärung beim Spezialisten sollte bei neu aufgetretener Symptomatik rasch erfolgen, da eine Behandlung in der Frühphase natürlich einfacher ist und die Beschwerden rascher wieder Abklingen können.

Als initiale Diagnostik erfolgt eine ausgiebige funktionelle Untersuchung der Schulter und eine Ultraschalluntersuchung. Zur Beurteilung der Weite unter dem Schulterdach und der Acromionkonfiguration werden Röntgenbilder angefertigt. Bei Verdacht auf eine Teilverletzung der Rotatorenmanschette ist eine MRT Untersuchung sinnvoll.

Wie behandelt man ein Impingementsyndrom?

Zunächst ist es wichtig die individuelle Ursache des Impingmentsyndroms heraus zu finden. Zusätzlich muss nach Begleiterkrankungen und Ursachen für die Beschwerden gesucht werden. In aller Regel kann ein Impingementsyndrom ohne Begleiterkrankungen zunächst konservativ, d.h. ohne Operation, therapiert werden. Hierzu kann je nach Ausmaß der Beschwerden eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Injektion im Schulterdachbereich notwendig sein oder eine schmerzlindernde Therapie in Tablettenform und begleitend eine physiotherapeutische Therapie sinnvoll sein.

Bei der physiotherpeutischen Therapie stehen Schulter stabilisierende Übungen im Vordergrund. Wichtig ist es die Muskelgruppen, welche den Oberarmkopf zentrieren und tendenziell einem nach Obentreten des Oberarmkopfes entgegen wirken (Innenrotatoren/Außenrotatoren) zu kräftigen. Die Muskelgruppen, welche eine sekundäre Einengung unter dem Schulterdach begünstigen sollten gelockert werden (M.Trapezius, M. Levator scapulae).

Operative Therapie bei einem Impingmentsyndrom

Bei der operativen Therapie des Impingementsyndroms wird mit einem minimalinvasiven arthroskopischen Eingriff die knöcherne Einengung unter dem Schulterdach entfernt und die Unterkante des Schulterdaches begradigt. Der gereizte, entzündete Schleimbeutel wird teilweise entfernt, bildet sich aber im Heilungsverlauf wieder in gesundem Zustand neu. Die Supraspinatussehne wird begutachtet und bei Bedarf werden Aufrauungen der Sehne sanft geglättet, die Sehne kann dann selbstständig heilen. Für die Operation sind 2-3 ca. 1,5cm große Zugänge um die Schulter herum notwendig. Eine Ruhigstlung des Armes ist in aller Regel nicht notwendig und der Arm kann nach Maßgabe der Schmerzen direkt wieder benutzt werden. Überkopfbewegungen sollten jedoch für 3-4 Wochen vermieden werden.

Ist eine Operation immer notwendig?

Prinzipiell sollte bei einem Impingmentsyndrom immer zunächst ein konservativer Therapieversuch mit Injektionstherapie, Medikamenteneinnahme und Physiotherapie unternommen werden. Sollte es hierunter nicht zu einer dauerhaften Beschwerdelinderung kommen, ist die operative Therapie jedoch zu empfehlen, da sie für eine risikoarme, dauerhafte Lösung der Beschwerden sorgt. Ist das Impingementsyndrom mit Begleiterkrankungen, oder einer höhergradigen Schädigung der Rotatorenmanschette vergesellschaftet ist die Operation der konservativen Therapie, um gravierendere Folgeschäden zu vermeiden, vorzuziehen. Wichtig ist eine detaillierte Analyse der zugrundeliegenden Ursachen, damit steht und fällt die Therapieform und der Therapierfolg der Beschwerden.

Bei Fragen zu arthroskopischen Operationen oder konservativer Therapie beim Impingmentsyndrom vereinbaren sie einen Termin unter 0228/201910.